https://de.wikipedia.org/wiki/Gottesbew ... CanterburyAnselm wendet sich mit seinem Beweis ausdrücklich an Gläubige, die die Inhalte ihres Glaubens verstehen wollen, oder sachlich gesagt, an einen das Verstehen suchenden Glauben
Das ist wichtig!
Denn sonst funktioniert das eh nicht. Und insofern ist das sowieso nicht als strenger logischer Beweis zu sehen, sondern eher als Argument für den Gläubigen zu sehen, mithilfe dessen er seinen Glauben besser vor sich rechtfertigen kann / können soll: Es soll dem Gläubigen beim Glauben helfen.
Denn:
(ebd.)Ein solcher Glaube hat einen Begriff von Gott als einem, „worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“ („quo nihil maius cogitari potest“). Dieser „Begriff“ ist nach Anselm gedanklich nur dann widerspruchsfrei nachzuvollziehen, wenn Gott wirklich existiert.
Wenn ich einen solchen (christlichen) Glauben aber nun nicht habe?
Dann folgt keineswegs, dass das, "worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann" Gott sein muss und NUR Gott. Und dass es ausgerechnet der christliche Gott sein muss, mit den dort zugeschriebenen Eigenschaften, folgt schon gar nicht.
Schon
(ebd.)1. Annahme des Gegenteils: Das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann [d. i. Gott], existiert nicht in Wirklichkeit, sondern nur im Verstand.
erscheint widersprüchlich, da eben dies ja schon per gewöhnlcher Definition vom "Abrahamischen Gott" nicht im Verstand existieren kann, gleich ob es außerhalb des Verstandes existiert oder nicht. Also funktioniert diese Negation gar nicht! Denn andernfalls wäre Gott ja etwas, das (von einem begrenzten Wesen, wie dem Menschen) gedacht bzw. gedanklich erfasst werden kann, also selber etwas Begrenztes! Das wäre sicher nicht in Anselms Sinne der Gott, auf den er hinaus will. D.h.: Schon die Definition: "Gott (oder auch "Gott") ist das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann" funktioniert nicht so, wie sie soll.
Damit werden Anselms Punkte 2. bis 5. schon obsolet und man muss sich eigentlich nicht weiter mit ihnen beschäftigen.
Im Grunde kann man den Satz aber auch versuchen umzuformulieren (auch um das obige Problem zu umgehen):
1) Das Gesuchte X ("Gott") ist nicht in dem Rahmen K enthalten, der (von Menschen) gedacht werden kann.
2) Daher muss X -so es existiert- sich zumindest außerhalb von K befinden - auch noch als gedankliches Abbild "X" muss das so sein.
3) Daher muss X und auch "X" insofern größer/ mächtiger/ umfassender sein, als alles, was von Menschen gedacht werden kann (K).
So herum funktioniert es, indem ich dann einfach sage: "X und "X" sind nicht Element und sind auch nicht Teilmenge von K!"
Nur ist damit nicht beweisen oder auch nur nahegelegt, dass X existiert.
Und es sind daraus auch keinerlei weitere Eigenschaften ableitbar, die X haben muss, außer nicht gedacht werden zu können.
Und es ist daher auch nicht geklärt, ob X ein Objekt bzw. eine Entität ist oder eine Menge davon, mit vielen Elementen.