Die Äquivalenz von Energie und Materie

Energie

Masse

Die Vereinigung

Energie

Im physikalischen Sinn ist Energie das in einem System gespeicherte potentielle Arbeitsvermögen, es stellt einen Vorrat dar, der bei Abruf Arbeit verrichten kann. Gemessen wird deshalb die Energie in gleichen Einheiten wie die Arbeit, nämlich in Joule:

1 [J] = 1 [Nm] (Newtonmeter) = 1 [Ws] (Wattsekunde) = 1 [m2kg s-2].

Energie kann in den verschiedensten Formen auftreten und (teilweise) von uns wahrgenommen werden: Wärme, Licht, Elektrizität, Gammastrahlung usw. Ein bewegter Körper speichert die ihm durch die Beschleunigung zugeführte Energie als kinetische (Bewegungs-) Energie. Diese kann bei einem Aufprall auf einen massiven Gegenstand sehr plötzlich freigegeben werden, zum Beispiel beim Einschlag eines Meteoriten auf einen Himmelskörper oder dem unglücklichen Zusammenstoß zweier Fahrzeuge.

Doch beinhaltet jeder Gegenstand auch eine potentielle Energie, die Energie der Lage. Kernbindungsenergie, Gravitationswellen und Rotationsenergie sind weitere Erscheinungsformen. Alle diese Energien sind ohne Einschränkung und vollständig ineinander umwandelbar!


Masse

Die Masse eines Körpers lässt sich aufteilen in die schwere und die träge Masse. Die schwere Masse ist diejenige der Ruhelage, die träge Masse ist die bewegte. Allerdings unterscheiden wir heute nicht mehr, wie weiter unten noch zu sehen, träge und schwere Masse, sondern sprechen lediglich von der Ruhemasse eines Körpers. Das ist auch leicht einzusehen, wenn wir uns einmal vor Augen halten, woraus Materie besteht. Jeder weiß, dass sie aus Molekülen oder Atomen aufgebaut ist, welche sich wiederum aus Protonen, Neutronen und Elektronen zusammensetzen. Nehmen wir als Beispiel einen Apfel. Wir können ihn einfach auf die Waage legen und seine Masse feststellen (genau genommen ist das nur sein Gewicht). Wenn wir viel Zeit hätten, könnten wir jedoch auch zählen, aus wie viel Protonen, Neutronen und Elektronen unser Obst besteht. Wir kennen ja die Ruhemasse jedes dieser Teilchen und müssen nun nur noch die Massen addieren, um die Gesamtmasse des Apfels zu erhalten. Wenn wir jetzt den Apfel mit einer Rakete ins Weltall schießen, wird dann seine Masse zunehmen? Wird aus der schweren Masse die größere träge Masse?

Sicher nicht. Wie sollte durch eine bloße Beschleunigung die Anzahl der Apfel- Teilchen zunehmen? Wir können den Apfel so schnell beschleunigen oder abbremsen wie wir wollen, die Anzahl der Atome, aus denen er besteht, bleibt unveränderlich. Damit bleibt auch seine Masse gleich und unveränderlich. Deshalb ist die Masse des unbewegten Körpers, die Ruhemasse, die einzig relevante.

Es gibt nur eine bekannte Variante, bei der unser Apfel doch an Masse zunehmen könnte, aber die ist sehr unphysikalisch: Wenn sich eine fette Made ungeniert hineinfuttert...


Die Vereinigung

Albert Einstein hat sich überlegt, dass man Experimente in einem ruhenden und einem beschleunigten System durchführen kann, und man in jedem Fall zum gleichen Ergebnis kommen muss. Als Beispiel dachte er an ein Labor auf der Erde und eins in einem Raumschiff. In beiden ist an der Decke eine (supergenaue) Federwaage aufgehängt, an denen ein Körper von jeweils genau gleicher Masse befestigt ist. Nun wird dieser Körper mit je einem Photon beschossen, welches von ihm absorbiert wird. Die Rakete wird ja in Richtung Boden- Decke mit g beschleunigt, so dass die Waage eine Kraft mg (Masse mal Beschleunigung) anzeigt.

Das Photon mit der Energie ΔE wird nun absorbiert, so dass die Raumschiffwaage eine Zunahme der trägen Masse um den Betrag ΔE/c2 registriert, die angezeigte Kraft ist dann (m + ΔE/c2)g.

Die Physiker im Erdlabor lesen an ihrer Waage genau dieselbe Kraft (m + ΔE/c2)g ab, nur dass hier nicht die träge Masse, sondern das Gewicht des Körpers um den Betrag ΔE/c2 zugenommen hat.


Was soll uns dieses Gedankenexperiment zeigen? Ganz einfach, wie schon eingangs angedeutet, dass schwere und träge Masse und auch Energie ein und dasselbe sind! Die Energie wird oben ja als Photon symbolisiert, durch deren Absorption der Körper tatsächlich an Masse zunimmt. Das führt letztendlich zu der Aussage, dass Energie und Materie dasselbe sind, was Einstein in seiner wohl weltberühmtesten Formel E = mc2 ausgedrückt hat.

Man kann vielleicht erahnen, welchen ungeheuren Energieinhalt eine Handvoll Materie hat, wenn man die Masse mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit (das ist immerhin ein Betrag von rund 9 x 1016 [m2 · s-2] !) multipliziert. Als makabres Beispiel mag die Explosion der Hiroshima- Bombe dienen, bei der nur etwa 1 [g] Materie in Energie umgewandelt wurde.


Materie kann man sich vorstellen als eine Art "ausgefrorene" Energie. Als unser Universum entstand, bestand es zunächst nur aus Energie, Materie war noch nicht existent. Erst nach Abkühlung des heißen "Urbreis" kondensierte Materie aus. Wir können heute in den großen Teilchenbeschleunigern Einsteins Gesetz beweisen, indem wir auf hohe Energien aufgeladene Kernteilchen aufeinander prallen lassen, wobei neue Teilchen entstehen. Andersherum kann man sie auch wieder zu Energie zerstrahlen. Das Leben auf unserem Planeten ist nur möglich, weil die Sonne in ihrem Kern bei der Wasserstoff- Fusion einen wenn auch nur geringen Teil der Materie in Energie zerstrahlt. Noch viel besser können Schwarze Löcher in ihren Akkretionsscheiben Materie in Energie umwandeln, der freigesetzte Energiebetrag kann bis zu 40% der Ruhemasse betragen.

Einsteins Theorien zeigen uns aber noch mehr: Wir werden (weil wir aus Materie sind) niemals die Lichtgeschwindigkeit erreichen. Wie im obigen Beispiel gesehen, führt jede einem Körper zugeführte Energie zu einem scheinbaren Anstieg der Masse. Der zum Erreichen dieser Geschwindigkeit erforderliche Energiebetrag würde gegen Unendlich gehen, und damit auch die (träge) Masse unendlich groß werden. Besser gesagt: Die kinetische Energie des Teilchens oder Körpers steigt ins Unendliche an (die Ruhemasse bleibt ja unverändert). Selbst ein so leichtes Teilchen wie ein Elektron kann deshalb niemals Lichtgeschwindigkeit erreichen, geschweige denn eine Rakete. Im gesamten Universum gibt es keine Energiequelle, mit der ein Teilchen auf unendlich hohe kinetische Energie aufgeladen werden könnte.


Der bekannte Erhaltungssatz, dass im Universum keine Materie verloren geht und auch keine hinzugewonnen werden kann, muss nun in einem anderen Licht gesehen werden. Man spricht deshalb heute vom Gesetz der Energieerhaltung, denn unser Kosmos besteht nicht aus unzerstörbaren (Kern-)Teilchen. Wir wissen ja, dass beispielsweise beim Zusammentreffen eines Protons mit einem Antiproton beide zu Energie zerstrahlen. Auch wissen wir um die begrenzte Lebensdauer der Neutronen (diese haben eine Halbwertszeit von 16,8 Minuten, wenn sie frei auftreten) und vermuten, dass auch die Protonen nicht ewig existieren können. Selbst Eisen (Fe) hat wahrscheinlich eine Halbwertszeit von 10600 Jahren. In jedem Fall aber geht nichts verloren, selbst wenn Materie vollständig in Energie umgewandelt wird.

Aufgrund der Äquivalenz von Materie und Energie bleibt also der Energieinhalt des Universums unveränderlich. Selbst wenn es ewig weiter expandiert, alle Materie zerfällt und sich alles auf den absoluten Nullpunkt abgekühlt hat, bleibt der Gesamt- Energieinhalt unverändert gleich, auch wenn er dann vielleicht nur noch aus den energieärmsten Photonen besteht.

Egal, in welcher Form man die Energie auch sieht, eines bewirkt sie immer: sie ist eine Quelle von Gravitationsfeldern. Wir haben jetzt ja erkannt, dass Masse und Energie im Grunde dasselbe sind. Da von Masse eine Gravitationswirkung ausgeht, gilt dies auch für die Energie. Diese vielleicht etwas erstaunliche Erkenntnis fällt uns etwas leichter, wenn wir uns vor Augen halten, dass der frühe, ultraheiße Kosmos aus purer Energie bestand - Materie konnte noch gar nicht existieren. Sie konnte erst gebildet werden, nachdem sich das All entsprechend abgekühlt hatte. Die Gravitation aber ist quasi die "Erstgeborene" des Universums. Kurz nach dem Urknall trennte sie sich als erste von den übrigen Wechselwirkungen ab zu einer Zeit, als das Universum noch völlig materiefrei war.

Abschließend eine Übersicht über die Größenordnungen, in denen Energie in der Natur auftritt:

BezeichnungGrößeBeispiel
Yoktojoule [yJ]10-24 [J]6,0911 [yJ]: Energie eines Hyperfeinstruktur-Übergangs von Caesium (Definition der Sekunde)
Zeptojoule [zJ]10-21 [J]160,2176462 [zJ]: 1 [eV] (Elektronenvolt) = Energie eines Elektrons nach dem Durchlaufen der Spannung von einem Volt
Attojoule [aJ]10-18 [J]0,5 [aJ]: Energie eines Photons bei 400 [nm] (violettes Licht)
Femtojoule [fJ]10-15 [J]81,87 [fJ]: Ruheenergie eines Elektrons
Picojoule [pJ]10-12 [J]100 [pJ]: Kinetische Energie eines Protons im CERN
150,33 [pJ]: Ruheenergie eines Protons
150,53 [pJ]: Ruheenergie eines Neutrons
Nanojoule [nJ]10-9 [J]100 [nJ] = 1 [erg] (CGS-Einheit für Arbeit, Energie oder Wärmemenge)
Mikrojoule [µJ]10-6 [J]1,1 [µJ]: maximale Energie eines Protons im LHC
160 [µJ]: Bewegungsenergie einer Stubenfliege im Flug
Millijoule [mJ]10-3 [J]48 [mJ]: Bewegungsenergie eines kleinen Hagelkorns (Masse 0,5 [g]), das mit einer Geschwindigkeit von 50 [km/h] fällt
Joule [J]1 [J]1 [J] = 1 [Ws] = 1 [Nm]
1 [J]: Arbeit des menschlichen Herzens pro Schlag 1 [J]: Erwärmt 1 [g] Luft um 1 [°C] bei 1.013 [hPa]
4,184 [J]: Erwärmt 1 [g] Wasser um 1 [°C] = 1 Kalorie
Kilojoule [kJ]103 [J]2,06 [kJ]: Energie, um einen 70 [kg] schweren Menschen 3 [m] anzuheben
3,5 [kJ]: Mündungsenergie einer Gewehrkugel
6 [kJ]: Energieverbrauch einer 100 [W]-Glühlampe in einer Minute
38 [kJ] Physiologischer Brennwert, d.h. für den menschlichen Körper nutzbarer Energiegehalt von 1 [g] Fett
386 [kJ]: Bewegungsenergie eines PKW (Masse 1 [t]) bei einer Geschwindigkeit von 100 [km/h]
Megajoule [MJ]106 [J]3,6 [MJ]: 1 Kilowattstunde [kWh]
6,3 [MJ]: Täglicher Grundumsatz einer erwachsenen Frau (70 [kg] Körpergewicht/ohne Betätigung)
29,3 [MJ]: Freiwerdende Energiemenge bei Verbrennung von 1 [kg] Steinkohle
41,9 [MJ]: Freiwerdende Energiemenge bei Verbrennung von 1 [kg] Rohöl
Gigajoule [GJ]109 [J]1,2 bis 28 [GJ]: Energiegehalt eines Blitzes
11 [GJ] ≈ 3,1 [MWh] Bedarf an elektrischer Energie eines Zwei-Personen-Privathaushaltes pro Jahr
16 [GJ]: Bewegungsenergie eines Airbus A380 (Masse 500 [t]) bei einer Geschwindigkeit von 910 [km/h]
86,4 [GJ] = 24 [MWh] Energieabgabe einer mittleren Windkraftanlage
Terajoule [TJ]1012 [J]4,184 [TJ]: 1 Kilotonne TNT-Äquivalent
56 [TJ]: Freiwerdende Explosionsenergie der Atombombe Little Boy über Hiroshima (entspricht 13,4 [kt] TNT)
79,1 [TJ]: Energie, die bei der Spaltung von einem Kilogramm Uran 235 frei wird
Petajoule [PJ]1015 [J]89,9 [PJ]: Vollständige Umwandlung von 1 [kg] Materie in Energie (E = m c2)
210 [PJ]: Explosionskraft der stärksten Wasserstoffbombe (= 50 [Mt] TNT)
Exajoule [EJ]1018 [J]1 [EJ]: Energie eines Asteroideneinschlags mit 5 [Mt] (entspricht Cheops-Pyramide) und 20 [km/s]
11,2 [EJ]: Energie des Erdbeben von Valdivia 1960
14,0 [EJ]: Primärenergieverbrauch Deutschlands 2008
508 [EJ]: Primärenergieverbrauch der Menschheit 2009
Zettajoule [ZJ]1021 [J]5,8 [ZJ]: Energie die nötig wäre, um alles Wasser der Erde (1,39 x 109 [km3]) um 1 Grad zu erwärmen
10,7 [ZJ]: Von der Sonne auf die Erdoberfläche abgestrahlte Energie pro Tag
Yottajoule [YJ]1024 [J]3,9 [YJ]: Von der Sonne in einem Jahr auf die Erdoberfläche abgestrahlte Energie
386 [YJ]: Energiefreisetzung der Sonne pro Sekunde
 1,33 x 1029 [J]Gravitative Bindungsenergie des Mondes. Energiemenge, die nötig wäre, um sämtliche Materie des Mondes wieder aus dem Gravitationsfeld des Mondes selbst zu entfernen und damit den Mond sozusagen vollständig in seine Einzelteile zu zerlegen. Umgekehrt ist das auch die Energiemenge, die frei wird, wenn sich eine riesige Staubwolke von der Masse des Mondes unter dem Einfluss der Gravitation zu einem Objekt wie dem Mond zusammenzieht.
 2,45 x 1032 [J]Gravitative Bindungsenergie der Erde
 2,7 x 1033 [J]Kinetische Energie der Erde (Rotation und Orbit um die Sonne)
 1037 [J]Energie einer Nova
 2,43 x 1041 [J]Gravitative Bindungsenergie der Sonne
 1044 [J]Energie einer Supernova
 1046 [J]Supernova II
 1043 bis 1045 [J]GRB (Gammastrahlenausbruch, gamma ray burst)
 1046 [J]Je Sonnenmasse in der Akkretionsscheibe eines Schwarzen Lochs freigestzte Energie
 1049 [J]Explosion einer Hypernova, z.B. Eta Carinae, davon allein 1045 [J] durch den GRB
 ≈ 2 x 1072 [J]Urknall

Angaben z.T. aus Wikipedia