Ich würde die Sache nach meinem Verständnis so ausdrücken:
Frank hat geschrieben: ↑9. Okt 2023, 11:04
Es nützt also gar nichts, wenn man z.B. Aminosäuren überall im Weltalle nachweist, z.B. auch in Meteoriten, da sie zwar wichtige Bestandteile des Lebens sind, aber selbiges sucht sich aus, was es verwertet(und wie). Das alleinige Vorkommen lässt also keine Rückschlüsse auf Leben zu?
Es nützt schon etwas, aber das reicht noch nicht ganz aus, bzw. kann man nach solchen Befunden immer noch nicht
ganz sicher sagen, ob die gefundenen Moleküle abiotisch oder biotisch entstanden sind.
Frank hat geschrieben: ↑9. Okt 2023, 11:04
Im Kern müssen wir also herausfinden, warum Lebewesen aus dem racemischen Material nur eine chirale Variante selektieren.
Warum sie überhaupt selektieren?
Nicht einmal unbedingt, dazu weiß man schon einiges, mehr lässt ich natürlich immer herausfinden.
So gibt es z.B. einen Symmetriebruch, wenn biotische Prozesse im Spiel sind (wie Diagnostiker schon angesprochen hat):
Es gibt bei vielen Molekülen eine Händigkeit (Stereoisomerie): Spiegelbilder desselben Moleküls (so wie sich rechte und linke Hand unterscheiden).
Nun ist es aber so, dass abiotische Prozesse meistens beide Varianten solcher Moleküle gleichermaßen erzeugen, biotische Prozesse aber nicht (diese produzieren meist nur eine der beiden Varianten).
Solche Dinge gibt es nicht nur bei der Stereoisomerie, sondern auch bei weiteren Unterscheidungsmerkmalen zwischen Molekülen.
Siehe dazu auch (das erste Bild dort anschauen reicht eigentlich schon):
https://de.wikipedia.org/wiki/Isomerie
Ich sage an der Stelle gerne: Chemie ist hier wie Lego!
D.h.:
Wenn man irgendein Stoffgemisch untersucht/ analysiert, dann bekommt man sozusagen einen "Fingerabdruck" davon:
Was ist in der Probe enthalten? In welchem Mengenverhältnis? Was ist nicht in der Probe enthalten? usw.
Man muss bedenken: In einer beliebigen Probe können tausende verschiedener Verbindungen enthalten sein, die möglichen Variationen im nachweisbaren Megenverhältnis gehen dann logischerweise schnell in die Milliarden und darüber hinaus und wenn man dann noch die Isomere berücksichtigt, wird die Zahl der möglichen Kombinationen astronomisch groß. Erschwerend kommt noch hinzu, dass eine Probe auch teils biotisch, teils abiotisch entstandene Moleküle enthalten kann.
Und an der Stelle kann man nun entweder Menschen drauf ansetzen, die verschiedenen chemischen Fingerabdrücke nach "biotisch" und "abiotisch" zu sortieren oder man lässt den Computer dabei mittels einfacher Algorithmen mithelfen oder man setzt gleich eine KI darauf an, weil die das wohl inzwischen am besten, schnellsten und billigsten kann (oder bald können wird).
Um die KI zu trainieren gibt man ihr zunächst Proben, wo wir schon wissen, dass die Probe entweder biotischen oder abiotischen Ursprungs ist (z.B. eine Erdölprobe vs eine Probe synthetisches Ölgemisch oder eine abiotisch entstandene Gesteinsprobe vs eine biotisch entstandene, usw.).
(Übrigens: Man kann über solche Analysen auch nachweisen, wo, in welcher Mine das Gold abgebaut wurde oder die Diamanten, die in einem beliebigen Schmuckstück verbaut wurden, um z.B. herauszufinden, ob es sich um "blutige Diamanten" handelt. Dort nicht einmal über Isomere, sondern ganz einfach schon über die Elementverhältnisse in den Proben, die ja immer Verunreinigungen enthalten oder Legierungen sind.)