ralfkannenberg hat geschrieben: ↑7. Jul 2021, 23:50
Ihr alle kennt einen Drachen, den man als Kinder an einer Schnur bei Wind in die Luft steigen lässt. Ein Drachen ist auch eine mathematische Figur, und zwar ein Viereck, bei dem zwei gegenüberliegende Seiten gleich lang sind. Oft wird ein Drache in der Mathematik so dargestellt, dass die kürzeren Seiten oben und die längeren Seiten unten sind; die längere Diagonale verläuft dann von oben nach unten.
Nun nehmen wir die Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel und nehmen an, sie sei der kürzere Teil eines solchen Drachen, mit Mirak in der oberen kürzeren Spitze. Vervollständigen wir sie nun nach unten Süden, so finden wir in der unteren, längeren Spitze ebenfalls einen Stern, der die 2.Grösse nur um 3 Hundertstel Grössenklassen verfehlt. Dieser Stern heisst
Unuk und ist der hellste Stern des Sternbildes Schlange.
Hallo zusammen,
auch wenn derzeit kein Beobachtungswetter vorliegt so möchte ich hier dennoch weiterfahren.
Wir haben es schon vorbereitet und bekommen es nun auf dem goldenen Tablett serviert: das "Himmelslineal". Als ich diese Sternenkette zum ersten Male sah - damals war ich 16 Jahre alt, habe ich ihr spontan diesen Namen gegeben.
Das Himmelslineal ist eine nahezu gerade Linie von 7 Sternen, bei der der unterste Stern geringfügig abgeknickt ist, so dass ich manchmal auch von einem "geraden Teil des Himmelslineals" spreche.
Das Himmelslineal besteht aus einer Dreiergruppe von Sternen, einer Zweiergruppe sowie einem unteren Stern und einem "abgeknickten" Stern, wobei diese vier Teile des Himmelslineals ungefähr gleichweit auseinander liegen. Es ist übrigens viel umständlicher, diese Figürlichkeit aufzuschreiben als sie sich einfach am Himmel anzuschauen.
Der im vorherigen Beitrag ausführlich beschriebene Stern Unuk, er ist ja der Hauptstern der Schlange, steht in der Mitte der oberen Dreiergruppe und somit an der zweiten Stelle im Himmelslineal. Mit dem unteren Stern der oberen Dreiergruppe, dem sechsthellsten Schlangenstern epsilon Serpentis, der beinahe die 3.Grösse erreicht, hatte wir Unuk ja abgesichert; er steht somit an der dritten Stelle des Himmelslineals. Der ersten Stern des Himmelslineals heisst
delta Serpentis und ist etwas weniger hell; er steht auf der anderen Seite von
Unuk als
epsilon Serpentis, etwas weiter entfernt. Er erreicht die 4.Grösse.
Die beiden Sterne der Zweiergruppe haben wir auch schon kennengelernt; mit dem oberen und helleren von ihnen hatten wir ebenfalls Unuk abgesichert, das ist der Stern
Yed Prior, der von blossem Auge gleichhell wie Unuk ist, aber fast 10° südlich steht, und mit dem unteren von ihnen, das ist
Yed Posterior, hatten wir Yed Prior abgesichert. Ersterer ist der vierthellste Stern des Schlangenträgers, zweiterer dessen siebthellster Stern, geringfügg heller als der schwächste Stern des Grossen Wagen. Yed Prior findet man auch, indem man vom mittleren Stern der Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel, also von Mirak, zu Unuk und dann etwa halb soviel weitergeht.
Von der Dreiergruppe über die Zweiergruppe nochmals gleichviel weitergehend gelangen wir zum unteren Stern des geraden Teiles des Himmelslineals, das ist der dritthellste Schlangenträgerstern
zeta Ophiuchi, der gerade noch die 2.Grösse erreicht. Er ist geringfügig heller als Unuk und Yed Prior.
Nochmals ungefähr gleichviel weitergehend gelangen wir zum zweithellsten Stern des Schlangenträgers, das ist der Stern
Sabik (eta Ophiuchi). Der Schlangenträger ist ziemlich ausgedehnt und wir erinnern uns, dass man mit Hilfe der Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel zum hellsten Schlangenträgerstern Ras Alhague gelangt; dem Himmelslineal entlanggehend gehend gelangt man also zum zweithellsten Schlangenträgerstern Sabik. Auch wenn heute der Name Sabik auf diesen Stern übergegangen ist, so bezeichnete Sabik früher eine Sternengruppe, die aus dem zweit- und dem dritthellsten Schlangenträgerstern eta und zeta Ophiuchi besteht, also den beiden unteren Sternen des Himmelslineals.
Das Himmelslineal bietet
vorzügliche Möglichkeiten, um in die Sternbilder Waage, Skorpion und Schütze zu gelangen, aber das schauen wir uns ein anderes Mal an, zumal man den prominenten und sehr schönen Skorpion aufgrund seiner Figürlichkeit oder bei schlechten Sichtbedingungen aufgrund der Helligkeit seines Hauptsternes Antares (1.Grösse) auch ohne das Himmelslineal problemlos finden kann.
Heute aber gehört unsere Aufmerksamkeit dieser Sternenkette aus 7 Sternen, die sich durch die beiden Sternbilder Schlange und Schlangenträger zieht.
Freundliche Grüsse, Ralf