Pippen hat geschrieben: ↑29. Nov 2020, 17:35
Naja, eine Aussage von ETWAS, dass NICHT EXISTIERT, ist falsch. Nochmal: "Der derzeitige König von F. hat keine Glatze" bedeutet letztlich: "Es gibt ein Ding, welches eine Person ist und König von F. und keine Glatze hat". Das ist eine Existenzaussage und die ist schlicht falsch, wenn das, was da existieren soll, nicht existiert. Das ist kein Problem. Zum Problem wird es erst, wenn du zB sagst: deine Übersetzung akzeptiere ich nicht, die ist nicht äquivalent zu meiner Ur-Aussage.
So geht das nicht.
Wenn du in einer zweiwertigen Logik sagst "A ist falsch!", dann muss Nicht-A wahr sein.
D.h. hier:
Wenn du sagst, dass A: "Der derzeitige König von Frankreich hat eine Glatze!" falsch ist, dann bedeutet das, dass ~A: "Der derzeitige König von Frankreich hat keine Glatze!" wahr sein muss.
Pippen hat geschrieben: ↑29. Nov 2020, 17:35
Wenn du ausdrücken willst, dass es eckige Kreise gibt und die mehr Ecken haben als runde, dann hast du eine Existenzaussage und die wäre falsch.
Aussagen w/f beziehen sich auf Prädikate, z.B. Eigenschaften. "Existenz" ist aber laut Gabriel keine Eigenschaft, weil es nichts gibt, womit man das im Kontrast vergleichen könnte, was aber notwendig wäre, um zu bestimmen, was Existenz nicht ist, das Nichts eignet sich eben dazu nicht. Er begründet das im verlinkten Video-Vortrag recht gut.
Ich hoffe du siehst wenigstens, dass hier Fallstricke lauern, dass das nicht so einfach ist und dass man hier nicht nur geteilter Meinung sein kann, sondern zu Recht auch ist.
Ich kann hier genauso logisch konsistent behaupten, dass eckige Kreise nicht existieren und daher Aussagen über eckige Kreise weder wahr noch falsch sind, sie sind einfach sinnlos.
Pippen hat geschrieben: ↑29. Nov 2020, 17:35
Also existiert d'. Was ist dann mit der Aussage A bezüglich d'? Hat der fiktive derzeitige König von Frankreich nun eine Glatze oder hat er keine? Ist A wahr oder falsch?
Ja, d' existiert, weil A bzfl. d' wahr ist, wie auch nicht, es reicht ja, dass du den König v. F. einführst, um als (fiktive) Gestalt zu existieren. Ob diese Fiktion nun eine Glatze hat oder nicht, wissen wir nicht, wir wissen nur, dass er eine hat oder nicht (wenn wir Logik annehmen).
Ist es nicht vielmehr so, dass wir dies nicht nur nicht wissen, sondern auch gar nicht wissen können? Dass die Aussage dann weder wahr noch falsch ist, dass sie dann vielmehr unbestimmt sein muss?
Denn: Was brächte es denn zu behaupten, dass der fiktive König objektiv gesehen z.B. eine Glatze habe, wir dies aber nur nicht wissen?
Das wäre doch auch recht sinnlos, von so etwas auszugehen, nicht? Der König existiert ja schließlich nur abhängig von uns, als unsere subjektive Fiktion eben. Die Objektivität funktioniert hier nicht mehr... und so denn auch "objektiv w/f" nicht.
Pippen hat geschrieben: ↑29. Nov 2020, 17:35
Der Begriff der Existenz hinge nicht in der Luft. Man könnte sagen: Existenz und Wahrheit sind untrennbare Zwillinge. Und das sind sie ja auch: es kann nicht etwas existieren und gleichzeitig eine Aussage, dass dieses etwas existiert, falsch sein.
Damit das nicht in der Luft hängt reicht das nicht, denn dann hinge es eben gemeinsam in der Luft. Man benötigt deshalb auch hier einen weiteren Kontext, z.B. müsste dann auch unabhängig vom Bezug zur Existenz geklärt werden, was denn "Wahrheit" sei.
Und noch einmal wiederholt:
Es ist ein erheblicher Unterschied, ob man behauptet:
A: Wenn eine Aussage "X existiert!" sinnvoll formulierbar ist/existiert und wahr ist, dann existiert auch X. Und wenn ein X existiert, dann ist eine Aussage "X existiert!", so sie denn sinnvoll formulierbar ist/existiert, wahr.
Oder ob man behauptet:
B: Wenn eine Aussage "X existiert!" wahr ist, dann und nur dann existiert X! Und wenn ein X existiert, dann und nur dann, ist eine Aussage "X existiert!" immer wahr!"
B ist sehr viel radikaler und nur B habe ich aus mehreren Richtungen angegriffen, weil man es dort m.E. mit der Sprachphilosophie einfach übertreibt, sie wird dort m.E. verabsolutiert, im Sinne von "über alles andere gestellt".
Mir ist immer noch nicht klar geworden, ob du nun A oder B behauptest. Ist es dir selbst überhaupt klar?