Dann sehe ich es richtig.
Ja, aber dann steht in Tom's 1. Beitrag vom 29. Dez 2013, 14:14 eben alles drin, was da wichtig ist. Und Pippen, deine Einwände greifen nur für aktual unendliche Mengen - wenn überhaupt:
tomS hat geschrieben:Du musst zwei Dinge unterscheiden:
- potentiell vs. aktual unendlich
- beweisbar vs. konstruierbar
Eine potentiell unendliche Menge ist bereits durch die Angabe N = {1,2,3,...,n,n+1,...} in dem Sinne gegeben, dass zu jedem beliebigen n auch der Nachfolger n+1 zu der Menge gehören soll. Diese Menge wird so in gewisser Weise rekursiv definiert oder konstruiert, nicht jedoch bewiesen.
Ich denke, aktual unendliche Mengen werden tatsächlich axiomatisch eingeführt, wobei ein Axiom nicht direkt ein eine unendliche Menge definieren muss.
Deine Idee besagt - soweit ich sie richtig verstehe - dass aktual unendliche Mengen nicht rekursiv definiert bzw. konstruiert werden können. Ich denke, da kann man zustimmen. Deine Idee schließt jedoch keine potentiell unendlichen Mengen wie N oder R aus. Die Endlichkeit von n mit einem maximalen Element nmax = max N führt sofort auf den Widerspruch zur rekursiven Definition von N, dass nämlich mit jedem Element und damit auch mit nmax der Nachfolger, hier nmax+1 per Defintion Element der Menge ist. N und R können also nicht endlich sein (insbs. kann R mittels Dedekindscher Schnitte definiert werden, ohne direkt auf eine explizite Unendlichkeit, außer der der Anzahl der Konstruktionsschritte selbst, zu verweisen).
Wenn du also eine rekursive Definition oder Konstruktion zulässt, dann ist nach meinem Verständnis das potentiell Unendliche eine zwingende Notwendigkeit.
... denn alle deine Einwände gehen (z.T. versteckt) davon aus, dass ALLE Elemente von N schon im voraus existieren (aktual eben).
Und das hier...
seeker hat geschrieben:Hätte ich es mit einer (abgeschlossenen) aktual unendlichen Menge zu tun und würde ich fordern, dass in x JEDES Element von N eingesetzt werden darf bzw. x (von Anfang an!) für ALLE Elemente von N steht, dann kann es kein x+1 geben, denn alle Elemente von N wären schon für x verbraucht bzw. reserviert.
... greift eben nicht für potentiell unendliche Mengen, die sich sozusagen erst noch aufbauen, wo es gar kein "von vorneherein ALLE" gibt, sondern nur ein "bisher alle".
Ich denke das ist der Punkt!
Man muss auch noch im Hinterkopf halten, dass "Die Anzahl der Elemente der Menge M ist unendlich!" KEINE Eigenschaft ist, sondern die Abwesenheit, das Fehlen einer Eigenschaft, während "Die Anzahl der Elemente der Menge M' ist endlich" eine ECHTE Eigenschaft ist.
Beispiel:
M ={a,b,c,d,e,f,g,h,i,j}, (Elemente in dieser Reihenfolge geordnet)
Diese Menge hat mehrere Eigenschaften:
So ist die Anzahl ihrer Elemente zählbar und endlich. Es sind genau 10 Elemente.
Sie ist auch abzählbar. Damit meine ich: Wenn man sich ein Intervall aus M herausgreift (z.B. [c,d,e,f] und mit dem Zählen beim ersten Element des Intervalls anfängt und abzählt, kommt man bis zum letzten Element, also auch zu einem Ende. Man kann sich dadurch im Beispiel von dem Element "c" entfernen und erreicht "f".
Nehme ich nun diese Menge:
N={1,2,3,4,5,6,...}
Die Anzahl der Elemente ist nicht zählbar und es fehlt ihr damit auch die Eigenschaft endlich zu sein: Man kann nicht mit einer Zahl ausdrücken, wie viele Elemente die Menge hat.
Sie hat aber dennoch die Eigenschaft abzählbar zu sein: Wenn man sich irgendein endliches Intervall aus N herausgreift (z.B. [10,11,12,13] und mit dem Zählen beim ersten Element des Intervalls anfängt und abzählt, kommt man bis zum letzten Element, also auch zu einem Ende. Man kann sich dadurch im Beispiel von dem Element "10" entfernen und erreicht "13". Auch bei allen Teilmengen von N, die potentiell unendlich viele Elemente enthalten, kommt man durch abzählen beliebig weit vom Startelement weg, obwohl man dann zu keinem Ende kommt.
Eine weitere Menge:
R, die reellen Zahlen.
Diese Menge hat noch weniger Eigenschaften als N. Es fehlt ihr zusätzlich noch die Eigenschaft abzählbar zu sein: Jedes Intervall aus R enthält unendlich viele Elemente, man kann durch abzählen keinen Abstand zum Startelement des Intervalls gewinnen.
Wenn "unendlich" keine Eigenschaft ist, dann muss ich es auch nicht direkt beweisen. Ich muss nur beweisen, dass die Eigenschaft "endlich zu sein" bei einer betrachteten Menge nicht vorliegt.
Im Falle von N ist das doch sowas von direkt einsichtig, dass ich Einwände gar nicht recht verstehe, wenn man sich N nicht als fertig existierende Menge vorstellt, sondern als etwas, das erst noch entwickelt wird, das also ein Prozess ist:
M = 1, ...
M = 1, 2, ...
M = 1, 2, 3, ...
M = 1, 2, 3, 4, ...
usw.
"Unendlich" bedeutet dann nicht "Eine Eigenschaft, die N von vorneherein hat", sondern dass die Entwicklung von N ein nicht-endender PROZESS ist.
Dass ein Prozess...
10 Setze x = 1
20 Füge der letzten bis jetzt vorhandenen Zahl x eine weitere Zahl x+1 hintendran hinzu
30 Goto 20
...niemals endet, kannst du doch wohl schlecht bezweifeln Pippen?
Grüße
seeker